Was ist Wasserretention?
Der Begriff „Wasserretention” stammt aus der Wasserwirtschaft und bedeutet „Wasserrückhalt”.
Klassische Wasserretentions-Elemente
Zu den klassischen Elementen des Wasserrückhalts zählen natürliche Gewässer wie Seen, Moore und Flussauen, sowie wasserbauliche Strukturen wie Teiche, Terrassen, Rückhaltegräben und Mulden.
Sie halten (Niederschlags-)Wasser zurück, speichern es und verteilen es in der Landschaft. Dadurch wird eine langsame Versickerung in den Boden ermöglicht. Wasser kann durch sie länger oberflächlich genutzt werden, um Pflanzen mit Wasser zu versorgen, oder es kann das Grundwasser anreichern.
Andere Wasserretentions-Elemente
Doch auch andere Landschaftselemente tragen zum Wasserrückhalt bei: Der Boden nimmt durch seinen Humusanteil Wasser auf und speichert es. Pflanzen speichern Wasser in ihrer Biomasse. Durch die Verdunstung (Evapotranspiration) bilden sie außerdem das Bindeglied zwischen Bodenwasser und Wasser in der Atmosphäre. Mit ihren Wurzeln verbinden sie die Bodenoberfläche mit den tieferen Schichten und transportieren dabei Wasser und Nährstoffe nach oben und unten.
Unser Ansatz
Die Kombination dieser Elemente kann je nach Beschaffenheit der Landschaft und den Anforderungen der Nutzer:innen – dazu zählen auch Tiere und Pflanzen – unterschiedlich gestaltet werden.
Unser Ansatz zielt darauf ab, diejenigen Wasserretentionselemente zu identifizieren, die die Landschaft als Ganzes widerstandsfähiger machen und die Entwicklung langfristig tragfähiger und produktiver Systeme ermöglichen.
Wasserretention
=
Wasserrückhalt
Drei Grundprinzipien für den Wasserrückhalt:
Im Englischen werden die Prinzipien mit drei "s" beschrieben:
- slow
- spread
- sink
Auf Deutsch bedeutet das, (Niederschlags-) Wasser durch dezentrale Wasserretention in der Landschaft zu:
- verlangsamen
- verteilen
- versickern
Ziel ist es immer, die Zwischenspeicherung des Wassers und Versickerung zu erhöhen und gleichzeitig den Oberflächenabfluss zu vermindern.
Dadurch können unsere Wassereinzugsgebiete, die momentan größtenteils als Wasserablaufgebiete eine Vielzahl von Problemen bereiten, wieder als Wasserrückhaltegebiete fungieren.
Effekte der dezentralen Wasserretention
- Reduziertes Hochwasserrisiko: Indem Wasser in der Landschaft zurückgehalten wird, fließt es langsamer ab. Hochwasserwellen werden gedämpft (2).
- Dürreprävention: Indem Niederschlagswasser in der Landschaft verteilt und versickert wird, sowie in Gewässern, der Vegetation und dem Boden gespeichert wird, ist es in der nächsten Trockenphase länger verfügbar (z.B. für Landwirtschaft, Naturräume) (2).
- Grundwasserneubildung: Regenwasser, das sich in dezentralen Wasserretentionsstrukturen sammelt, kann langsam versickern, wird durch Bodenschichten gefiltert, und kann unser Grundwasser auffüllen.
- Gesündere Gewässer: Verbesserte Abflussdynamiken und reduzierte Sedimenteinträge machen unsere Gewässer wieder zu gesünderen Lebensräumen für eine vielfältige Flora und Fauna (1).
- Verbessertes Mikroklima: Durch Pflanzen verdunstendes Wasser (Evapotranspiration) kühlt die Umgebung (3). Wasserkörper puffern Kälte in ihrer Umgebung ab.
- Mehr bzw. regelmässigere Niederschläge: Auf größerem Maßstab können dauerhaft vorhandenes Wasser und lebende, transpirierende Vegetation die Luftfeuchtigkeit erhöhen und zur Wolkenbildung beitragen. Diese Feuchtigkeit fällt dann lokal oder regional wieder in Form von Regen, Nebel oder Tau (Wiederherstellung des “kleinen Wasserzyklus”) (3, 1)
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Leseempfehlungen:
(1) Ryan, J.G., McAlpine, C.A. & Ludwig, J.A. Integrated vegetation designs for enhancing water retention and recycling in agroecosystems. Landscape Ecol 25, 1277–1288 (2010). https://doi.org/10.1007/s10980-010-9509-7
(2) Ryan, J.G.; McAlpine, C.A.; Ludwig, J.A.; Callow, J.N. Modelling the Potential of Integrated Vegetation Bands (IVB) to Retain Stormwater Runoff on Steep Hillslopes of Southeast Queensland, Australia. Land 2015, 4, 711-736. https://doi.org/10.3390/land4030711
(3) Schwarzer, S., Ellison, D., Sheil, D., Miles, L., Milne, E., Working with plants, soils and water to cool the climate and rehydrate Earth’s landscapes. UNEP FORESIGHT Brief (2021). https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/36619/FB025.pdf
"Wasserretention bedeutet tiefgreifende, ganzheitliche und regenerative Maßnahmen für vorbildliche ökologische Restaurierung.
Sie ist ein Modell für naturgemäßes und dezentrales Wassermanagement, eine Basis für Aufforstung, Gemüseanbau und Landwirtschaft. Es ist Teil eines umfassenden Modells für Nachhaltigkeit in großem Stil, das Wasser, Nahrung, Energie und Gemeinschaftsbildung umfasst."
Bernd Müller, Wasserretentionlandschafts-Experte
in Tamera, Portugal